Der Mosel-Apollofalter
Schmetterling der Terrassenmosel

Jedes Jahr ab Mitte Mai stellt sich für viele Natur- und Schmetterlingsfreunde die Frage: „Fliegt er wieder?“. Erwartungsvoll und aufmerksam werden die steilen Felsen oberhalb der Weinberge vom darunter verlaufenden Weg aus abgesucht.
Gemeint ist der Mosel-Apollofalter (Parnassius apollo vinningensis), eine Unterart des Roten Apollos, die im Moseltal zwischen Winningen und Bremm seinen Lebensraum hat. Der Schmetterling aus der Familie der Ritterfalter begeistert durch seine Größe und die auffällige Flügelzeichnung mit den charakteristischen roten Flecken. Das Flugbild ist deutlich weicher und langsamer als bei anderen Faltern.
Beeindruckend schön ist der tänzerische Gleitflug mit den v-förmig gestellten Flügeln, wenn er vor den Felsen nach unten segelt. Daran kann man ihn von anderen weißen Faltern auch auf Distanz recht gut unterscheiden.
Der wärmeliebende Schmetterling lässt sich am besten bei sonnigem Wetter an südexponierten Hängen von Mitte Mai bis Ende Juni beobachten.
Die Sonnenterrassen mit den schroffen Felsnasen und charakteristischen Trockenmauern der Kulturlandschaft im Moseltal bieten dem Apollofalter alles was er braucht. Das sind neben dieser besonderen Landschaftsform große Bestände an Weißem Mauerpfeffer (Sedum album) als Futterpflanze für die gefräßigen Raupen. Ebenso wichtig sind jedoch die Nektarquellen für den Schmetterling.
Die Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) scheint neben der Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum) seine bevorzugte Lieblingspflanze zu sein. An ihr tankt das Männchen zwischen den Flügen auf der Suche nach Weibchen oder aber das Weibchen auf der Suche nach geeigneten Eiablagestellen gerne Energie auf.
Dass der Bestand des stark gefährdeten Mosel-Apollofalters in diesem Jahr erfreulicherweise etwas zugenommen hat, liegt neben klimatischen Einflüssen wohl auch an den Bemühungen der vergangenen Jahre zum Erhalt seines Lebensraumes. Engagierten Menschen – ob privat oder eingebunden in einem Projekt zur Erhaltung dieser Art – ist es wichtig, dass auchkommende Generationen dem Mosel-Apollofalter bei seinen Flügen zuschauen können. So werden zum Beispiel Skabiosen-Flockenblumen großgezogen und von Winzer:innen in Nischen zwischen Felsen und Weinberg gesetzt. Ein hohes Angebot an den bevorzugten Nektarpflanzen zu schaffen und die ebenso wichtige Freistellung aufgelassener Anbauflächen sind Möglichkeiten, auf die wir Einfluss nehmen können und das auch gerne weiter tun. Denn nur durch ein paar wenige Falter mehr kommen wir noch lange nicht an die Populationsstärke von einst heran.
Hoffen wir also, dass die Bemühungen und natürlich das Wohlwollen der Natur weiterhin auf der Seite des Apollofalters sind und wir die anfangs gestellte Frage auch in Zukunft mit „Ja, er fliegt wieder!“ beantworten können!
Text: Biggi Kaczmarek